Person & Arbeit

Biographie

1942
geboren in Unterägeri/Schweiz

1972-1975
Schule für Gestaltung, Luzern

1980-1984
Studium an der Hochschule der Künste, Berlin

1986
Arbeitsstipendium der Stadt Berlin, Arbeitsaufenthalt im Istituto Svizzero, Rom

1997
Londoner Werkjahr der Zuger Kulturstiftung Landis Gyr Albert Merz lebt und arbeitet in Berlin.

 

Albert Merz - Simultanbewegungen

Pressetext anlässlich der Ausstellung Albert Merz - Farbwechsel

"Klare Bilder voller Geheimnisse, ist das ein Paradox?“ fragt Albert Merz. In der konzentrierten Zeichensprache seiner Malerei gibt er darauf täglich aufs neu eine überzeugende Antwort, die immer wieder für Überraschungen gut ist. Besucher seiner Ausstellung tauchen ein in einen Strom von Bildern, die sowohl abstrakt als auch der gegenständlichen Welt vielfach alltäglicher Ding verpflichtet sind. Arbeiten im Wechsel von Mikrokosmos und Makrokosmologie, zeitgenössisch und archaisch zugleich. Sie beruhen auf dem Prinzip der Dualität. Parallele Bildfindungen, Gegensatzpaare sind es, die sie spannungsreich prägen. Albert Merz zielt dabei nicht auf das Verwischen von Polaritäten, sondern auf ihre Balance, ihren harmonischen Ausgleich. Und er zeigt das eine ins andere wandelbar. Dies betrifft nicht allein die Gegenüberstellung geometrischer und organischer Formen, aus naturnahen und technischen Zusammenhängen hergeleiteter Elemente. Polarität findet sich oft bereits beim Hell-Dunkel zweigeteilter Farbgründe. Im Vexierspiel von Licht und Schattenwirkung, kontrastreicher wie Ton-in Ton gesetzter Pinselstriche zu Farbformen von delikater Transparenz. Neuerdings treten plastische, unmittelbar aus der Farbflasche gespritzter Umrisslinien hinzu.

Albert Merz greift für seine Bilder auf ein ganz eigenes, über die Jahre gewachsenes Grundvokabular an einfachen, aber rätselhaften Zeichen und geheimnisvollen Chiffren zurück. Auf einen Zeichenfundus, den er ständig erweitert. Und den es für den Künstlers auf die aktuelle Gültigkeit in der eigenen, momentanen Lebenssituation hin zu überprüfen und zu hinterfragen gilt. Zu ihnen gehören schalenähnliche Gefäße, eine minimalistische Hausform oder ein sägezahnbewehrtes Scheit. Dazu an einen Kreisel oder das Senkblei eines Lots erinnernde Bildelemente. Als überlagerte Echoformen scheinen sie im Begriff, die Phasen ihrer Pendelbewegung nachzuzeichnen. Zum verschlungenen Lebensweg eines Linienlabyrinths tritt nun der Lebensbaum hinzu. Sternengleich gestreute Ausgangspunkte vernetzen sich zu einem filigranen Gitterwerk kristalliner Strukturen. Ebenfalls jüngeren Datums: eine Röhrenspirale wie von einem Destilliergerät, um Kräfte auf ihre Essenz zu konzentrieren und Umwandlungsprozesse in Gang zu setzten. Amorphe Formkonglomerate, die sich zu kreisförmigen Lichtgebilden, zu Planetengestirnen räumlicher Kugelformen zusammenballen.

Tankähnliche Konverter ergänzen das bestehende Repertoire Kommunizierender Röhren und Trichterformen. Eine Kette von Berggipfeln das von vegetabilen, pflanzenartigen Fragmenten, den Stücken von Baumstämmen. Bei den Kompositionen von Albert Merz kehren sie in verblüffend wandelbaren Konstellationen wieder – wie Motive in der Musik, aus deren eine Vielzahl ganz neuartiger Stücke entsteht. Die Malerei des schon seit vielen Jahren in Berlin lebenden Schweizers kennzeichnet eine schwebende Leichtigkeit, die trotz all ihrer vordergründigen Einfachheit und vermeinlichen Spröde mystisch verschlüsselt daherkommt und neben ihrer lebensfrohen Sinnlichkeit jede Menge intellektuellen Tiefgang transportiert. In ihrem weitgefassten Spektrum möglicher Bedeutungen erscheint sie vielschichtig wie ein Traum. Gerade durch Reduktion, Konzentration auf den Wesenskern - von Albert Merz in letzter Zeit konsequent vorangetrieben – bietet er dem Betrachter umso größeren Spielraum für eigene Assoziationen. Albert Merz eröffnet mit seiner Kunst Freiräume, in denen alles dynamisch in Bewegung, vital im Gedankenfluss bleibt. Als Grenzgänger balanciert er auf jenem schmalen Grat, das intuitives Zeichnen von Bezeichnen trennt. Oder wie Albert Merz selbst formuliert hat: "Die Hand denkt, im Kopf ist es abgeklärt“.

Elfi Kreis